Himbeeren – mehr als nur eine gesunde Nascherei

Himbeeren wachsen an sommergrünen bis zu 2 m hohen Sträuchern, deren Ruten mit Dornen besetzt sind. Die zur Familie der Rosengewächse gehörenden Pflanzen blühen von Mai bis August und bilden etwa 2 cm große runde, mitunter auch längliche und meist rote Früchte. Die selteneren Sorten haben gelbe, rosafarbene und schwarze Früchte.

Trotz ihrer Bezeichnung als Beeren handelt es sich bei den wohlschmeckenden Früchten eigentlich um Sammelsteinfrüchte, die nur lose auf dem Blütenboden sitzen und daher leicht gepflückt werden können. Jedes der kleinen Steinfrüchtchen enthält einen Samen und ist mit weichem Flaum bedeckt. Je nach Sorte werden die Himbeeren in der Zeit von Juni bis in den späten Herbst hinein geerntet.

Die Vorfahrin unserer heutigen Garten-Himbeere ist die Wald-Himbeere. Die wilde Beere kommt in ganz Europa bis Westsibirien und sogar in Nordamerika vor. Hierzulande findet man die wesentlich kleinere und aromatischere Himbeeren-Art in Höhen bis 2.000 Metern. Sie bevorzugt sonnige bis halb-schattige Standorte und ist in Wäldern Pionierpflanze. Dort findet man sie auf kahlen Flächen mit nährstoffreichem Boden, wo sie auf Lichtungen, am Waldrand und unter Hecken und Büschen gedeiht.

In Deutschland ist die Himbeere eine beliebte Gartenpflanze. Die meisten Sorten tragen erst im zweiten Jahr nach der Anpflanzung Blüten und Früchte. Da sie sich jedoch unterirdisch stark vermehrt, muss der Gartenfreund Sorge tragen, dass die Himbeere sich im Beet nicht allzu stark ausbreitet.

Die im Volksmund Hirschbeere oder Hohlbeere genannte Himbeere gibt es als Sommer- und Herbst-Himbeere. Sommer-Himbeeren können nur einmal jährlich geerntet werden. Bei der Herbst-Himbeere ist die Ernte im Frühjahr nur dann möglich, wenn man ihre Ruten nach der Herbsternte nicht zurückschneidet.

Welche Inhaltsstoffe haben Himbeeren?

Die kalorienarmen Früchte (34 kcal/100 g) enthalten 85 g Wasser, 1,3 g Eiweiß, 0,3 g Fett, 4,8 g Kohlenhydrate (meist Glukose und Fruktose), 4,7 g Ballaststoffe, 15 Mikrogramm Beta-Carotin, 0,02 mg Vitamin B1, 0,05 mg Vitamin B2, 0,3 mg Vitamin B3, 0,08 mg Vitamin B6, 30 mg Folsäure, 25 mg Vitamin C, 0,91 mg Vitamin E, 0,4 mg Zink, 1 mg Eisen, 170 mg Kalium, 40 mg Kalzium, 30 mg Magnesium, 1,3 mg Natrium, 45 mg Phosphor, Mangan, Kupfer, Gerbstoffe, Anthocyane, Ellagensäure, Flavonoide wie Kaempferol und Quercetin, Pektin, Salicylsäure, Zitronensäure, Apfelsäure, Hexansäure, Ameisensäure und weitere Inhaltsstoffe.

Himbeeren zur Anwendung in der Volksmedizin

Wie Samenfunde aus jungsteinzeitlichen Siedlungen beweisen, wurde die aus Südosteuropa stammende Frucht schon im Neolithikum verzehrt. Schriftquellen der griechischen Antike beweisen, dass die hippokratischen Ärzte die Himbeere zur Behandlung blutender und eiternder Geschwüre verwendeten. Der frisch gepresste Himbeersaft verschaffte bei Darmkoliken Linderung. Himbeer-Essig half bei Erkrankungen der Milz. Der Saft halbreifer Früchte hatte die Fähigkeit, das Zahnfleisch fester zu machen.

In Deutschland gehört die Himbeere zu den ältesten angebauten Pflanzen. Sie wurde erstmals in den mittelalterlichen Klöstern zu Heilzwecken kultiviert. Die berühmte heilkundige Nonne Hildegard von Bingen verwendete sie in ihrem Kloster als Obst und Heilmittel zugleich: Sie kurierte mit dem frischen Saft von Himbeeren fiebrige Virusinfektionen. Schriftquellen des 15./16. Jahrhunderts beweisen, dass es schon damals eine zweite Himbeeren-Art (mit gelben Früchten) gab.

Außer der frischen Frucht waren auch noch andere Teile des Strauchs für medizinische Zwecke nutzbar: Aus den Blättern und Wurzeln der beliebten Himbeere stellte man Tee her, der vor allem auf Frauenleiden einen positiven Einfluss hatte.

Himbeeren heute: Behandlung und Vorbeugung von Erkrankungen

Himbeeren wirken:

  • blutbildend
  • antibiotisch
  • entzündungshemmend
  • immunstärkend
  • appetitanregend
  • harntreibend
  • fiebersenkend
  • schweißtreibend
  • stoffwechselfördernd
  • abführend
  • krebshemmend
  • nervenstärkend

Wegen des hohen Anteils an B-Vitaminen haben Himbeeren eine nervenstärkende Wirkung. Der Vitaminkomplex fördert zusätzlich den Stoffwechsel. Der beachtliche Eisen-Gehalt regt die Bildung roter Blutkörperchen an. Da Himbeeren außerdem viel Vitamin C enthalten, kann der Körper das wichtige Mineral besonders gut verwerten.

Dank des hohen Flavonoid-Anteils, der in Verbindung mit Vitamin C, E und anderen Mineralstoffen eine optimale anti-oxidative Wirkung entfaltet, können Körperzellen, Gewebe und Organe gut vor freien Radikalen geschützt werden. Die Radikalfänger verhindern das Eindringen der gefährlichen Sauerstoffmoleküle in die Zellen und somit eine vorzeitige Zell-Alterung und Zell-Zerstörung.

Vor allem die Anthocyane und die Ellagensäure helfen als hoch potente Antioxidantien das Wachstum von durch freie Radikale zu Krebszellen veränderten Zellen zu stoppen. Sie schützen das Gefäßsystem vor der Cholesterin-Oxidation und beugen so effizient Arteriosklerose und koronaren Herzerkrankungen vor.

Um das im Winter übermäßig beanspruchte Immunsystem zu stärken und den Körper zu entgiften, empfehlen sich Kuren mit frischem Himbeersaft. Das darin in großer Menge enthaltene Vitamin C hilft außerdem neues Bindegewebe aufzubauen und den Skorbut – eine hierzulande zum Glück nicht mehr vorkommende Vitamin C-Mangelkrankheit – zu bekämpfen.

Die Flavonoide, Vitamin C, Provitamin A und Salicylsäure reduzieren entzündliche Prozesse im Körper. Salicylsäure wirkt zusätzlich schmerzlindernd und krampflösend. Sie helfen bei rheumatischen Erkrankungen, Zahnfleisch, Magen-Darm und Halsentzündungen sowie bei Geschwüren im Mund-Rachenraum.

Die in den delikaten Früchten reich vertretene Zitronensäure hat stark entwässernde Eigenschaften. Sie und die anderen Fruchtsäuren und Gerbstoffe tragen zur optimalen Entgiftung der Leber bei und stärken daher die Leberfunktion: Dort gespeicherte Nahrungsmittel-Toxine, Schwermetalle und Medikamentenreste werden schnell ausgeleitet und können so die reibungslose Tätigkeit der Leber nicht mehr behindern.

Das Pektin bindet mithilfe seines hohen Faseranteils überschüssige Gallensäure, zu viel Cholesterin und Krankheitserreger, die dann über den verbesserten Stuhlgang ausgeschieden werden. Außerdem reduziert es Symptome einer gestörten Verdauung wie Blähungen und Durchfall.

Die in den Himbeeren enthaltenen Gerbstoffe, Fruchtsäuren und der hohe Anteil an Vitamin C zeigen auch bei Erkältungskrankheiten und grippalen Infekten ihr starkes gesundheitsförderndes Potenzial: Sie haben schweißtreibende Eigenschaften und wirken so fiebersenkend.

Hinweis: Menschen, die an einer Himbeeren Unverträglichkeit – erkennbar an Bauchschmerzen und Blähungen nach dem Konsum der Früchte – und einer Allergie gegen Himbeeren leiden, sollten unbedingt auf den Genuss der Früchte verzichten. Dasselbe gilt für Patienten mit schweren Nierenerkrankungen und Gicht.

Welche Himbeeren-Heilmittel gibt es?

Himbeeren-Früchte werden

  • in Form von Direktsaft
  • als frische Früchte
  • als getrocknete Früchte
  • als Sirup
  • als Tee

angewendet.

Frisch gepresster Saft ist zur Behandlung und Vorbeugung von Erkrankungen am besten geeignet, da er außer den reinen Früchten keine weiteren Inhaltsstoffe hat. Man kann ihn selbst herstellen (was preisgünstiger ist) oder in speziellen Fachgeschäften kaufen. Wem der Saft zu sauer ist, der süßt ihn einfach mit etwas Honig. Weniger qualitätvolle Himbeersäfte sind oft mit Wasser verdünnt und enthalten Zucker und Glukose-Sirup (und dementsprechend mehr Kalorien). Himbeersaft eignet sich für Saftkuren (bei Erkältungskrankheiten oder zum Entgiften) und ist im Sommer mit Eiswürfeln ein erfrischendes Getränk.

Sirup kann ebenfalls gekauft oder selbst zubereitet werden. Er enthält sehr viel Zucker, der das Getränk haltbar macht. Himbeer-Sirup ist bestenfalls mit Wasser verdünnt und Eiswürfeln aufgefüllt als Getränk zu empfehlen. Zur Behandlung und Vorbeugung von Beschwerden ist er eher nicht geeignet, da die Himbeeren dazu aufgekocht werden müssen und so einen großen Teil ihrer wertvollen Vitalstoffe einbüßen.

Zur Zubereitung des Himbeer-Tees verwendet man normalerweise die getrockneten und zerkleinerten Blätter des Himbeeren-Strauchs. Man kann sich allerdings auch aus getrockneten Himbeeren einen leckeren Tee machen. Dazu gießt man einfach 1 EL getrocknete Früchte mit 1 Tasse kochendem Wasser auf und lässt den Tee 15 Minuten lang ziehen.

Wenn man Himbeeren aus Gesundheitsgründen verzehren möchte, sind frische Früchte den getrockneten vorzuziehen. Denn nur die frischen Beeren haben den vollen Nähr- und Vitalstoff-Gehalt. Das sofortige Einfrieren nach dem Kauf bzw. der Ernte ist ebenfalls eine geeignete Alternative. So bleiben die Vitamine, Mineralien etc. in vollem Umfang erhalten. Als Snack zwischendurch reichen (gefrier)getrocknete Himbeeren aus.

Worauf man beim Kauf von Himbeeren achten sollte

Da Himbeeren nicht nachreifen, sollte man grundsätzlich keine halbreifen Früchte kaufen. Sie haben wegen ihres hohen Salicylsäure-Gehalts einen sehr sauren Geschmack. Ihr volles Aroma und die richtige Süße erreichen sie nur in vollreifem Zustand.

Frisch gepflückte reife Himbeeren erkennt man an ihrer prallen Oberfläche, satt glänzenden Farbe und dem aromatischen Duft, der durch die vielen Ketone zustande kommt. Außerdem haben sie einen dichten weißen Flaum. Beim selbst Pflücken lassen sich reife Himbeeren leicht von ihrem Fruchtboden ablösen.

Der Kauf von BIO Himbeeren aus der Region ist eigentlich nicht nötig, da die Früchte wegen ihrer starken Empfindlichkeit ohnehin nicht chemisch behandelt werden können. Daher sind sie auch nicht mit Pestiziden und Herbiziden verseucht.

Lagerung und Zubereitung von Himbeeren

Da Himbeeren sehr druckempfindlich sind, sollten sie auf keinen Fall beim Transportieren gequetscht werden. Matschige Früchte können – es sei denn, sie sind von Schimmelpilzen befallen – umgehend zu Himbeeren-Mus verarbeitet werden. Auf einem Teller ausgebreitet sind sie nach dem Kauf bis zu 3 Tage im Kühlschrank haltbar. Dann haben sie jedoch schon 50% ihrer Vitalstoffe verloren. Um sie ohne Nährstoffverlust länger haltbar zu machen, friert man sie sofort ein oder verarbeitet sie zu Mus, das dann im Gefrierfach aufbewahrt wird.

Die frischen Früchte sollten nur dann gewaschen werden, wenn sie sehr verschmutzt sind. Waschen sorgt dafür, dass sie ihr Aroma verlieren. Damit die Haut nicht aufplatzt, wäscht man sie nicht unter fließendem Wasser, sondern schwenkt sie in einem mit Wasser gefüllten Behälter. Danach werden sie mit Küchenpapier vorsichtig abgetupft und zum Nachtrocknen auf Küchenkrepp ausgebreitet.

Himbeeren werden roh oder im Müsli und Joghurt verzehrt. Außerdem kann man sie zu Frucht-Grütze und Kompott verkochen oder als Belag von Himbeer-Kuchen verwenden. Sehr zu empfehlen und einmal ganz anders zubereitet: frische Himbeeren im Salat (Feldsalat, Rucola). Zu Schafs- und Ziegenkäse schmecken sie übrigens auch lecker. Fans der Vollwertküche sollten sich ein Müsli aus frischen Himbeeren, Dinkel-Flocken, gemahlenen Mandeln, etwas Honig zum Süßen und Rahm (oder Vollmilch) zubereiten (das Original stammt von Hildegard von Bingen).

Himbeeren selbst anbauen

Wer Himbeeren liebt, sie öfter essen und gleichzeitig Geld sparen möchte, kann sie auch selbst anbauen. Besonders beliebt, weil pflegeleicht, sind die verschiedenen Herbst-Himbeeren. Bei diesen Sorten tragen sogar die Ruten desselben Jahres delikate Himbeeren. Herbst-Himbeeren benötigen wie die Sommer-Sorten humusreichen, lockeren Boden mit einem pH-Wert von 5 bis 6,5. Um Stau-Nässe zu vermeiden, legt man ein Hügel-Beet von etwa 20 cm Höhe an. Lehmiger Boden wird mithilfe von reifem Gartenkompost und Rinden-Mulch verbessert.

Am besten pflanzt man nur gekaufte Pflanzen ein (Ableger könnten von Viren und Pilzen befallen sein!). Die geeignete Pflanz-Zeit für Herbst-Himbeeren ist der Oktober. Man legt ausreichend tiefe Pflanz-Löcher an und steckt Kletterhilfen in die Gartenerde (Holzpfähle mit 3 Spanndrähten in bestimmten Höhen). Damit sich die Himbeersträucher nicht zu stark vermehren, umgibt man das 1 m breite Beet am besten mit Rasen-Kanten-Steinen. Bei mehreren Reihen Pflanzen sollte man einen Abstand von 1,50 m zwischen den Reihen einhalten.

Dann werden die Himbeer-Pflanzen in 50 cm Abstand entlang des Spaliers eingesetzt. Gewächse ohne schützenden Torfballen müssen zuvor ausreichend gewässert werden. Um eine optimale Versorgung des Beets mit Feuchtigkeit zu gewährleisten, bedeckt man es mit Herbstlaub und getrocknetem Rasen-Schnitt. Nach jeder Ernte werden die Ruten bis auf 10 cm zurückgeschnitten.

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